Blumen des Frühlings
Minden (ag). Theaterpumps waren bei diesem Veranstaltungsort tabu. Über aufgeweichte Waldwege ging es am Sonntagnachmittag vorbei am Berghotel "Wittekindsburg", das schon deutlich bessere Zeiten erlebt hat, zur spätromanischen Margarethenkapelle.
Und auch dort passte keine feine Garderobe. Im schlichten einschiffigen Saalbau warteten Decken auf die zahlreichen Zuhörer. Der Atem legte einen sichtbaren Kältehauch in den Raum. Dafür wurde das Publikum aber mit einem bezaubernden Klangerlebnis entlohnt. Das Duo "Voice n´Play" - mit Mezzosopran Cathrin Pieper und Thomas Walter an E-Piano und Synthesizer - hatte sich ein stimmungsvolles Programm einfallen lassen. "Flowers of Spring" nannte sich das dreiteilige Konzert. Es ging vor allem in den "British Ballads" im ersten und letzten Part um Sehnen, Hoffen, Bangen, um Herzeleid und verlorene Liebe. Anrührend, ergreifend und überzeugend verstanden beide Künstler es, den Funken auf das Publikum überspringen zu lassen. "Ich lege mit meinen Klängen das Grundmuster und die Farben eines Klangteppichs, auf dem Cathrin mit ihrer Stimme gehen kann", erklärte Thomas Walter. Als gelernter Organist konnte ihm die Kälte wenig anhaben. Der Sängerin half zwischendurch ein Schluck Salbeitee. "Die Kapelle trägt die Stimme optimal", wusste sie die Klangmöglichkeiten zu schätzen. Cathrin Pieper erläuterte zu den einzelnen Balladen kurz den Inhalt und bezog auch das Publikum charmant ein. Auftakt bildete das in Irland bekannte und viel interpretierte Lied "She Moved Through The Fair", was seinen Ursprung um 1600 haben soll, vielleicht aber schon in die Zeit der Entstehung der Kapelle zu datieren ist. Und das wäre das 13. Jahrhundert. So erzählte die Sängerin Geschichten und ihre Lieder taten ein Gleiches. Musiklehrer Thomas Walter nahm mit seiner sonoren Stimme und der Räubergeschichte von "Whiskey in the Jar" ein.
Frühlingslieder und britische Balladen
Im zweiten Teil dann Frühlingslieder aus Deutschland, Finnland, Ungarn, Schottland und den Niederlanden. Als Studentin der Finnougristik liegen Cathrin Pieper die Sprachen besonders. Klassiker wie "Komm, lieber Mai" und "Leise zieht durch mein Gemüt" interpretierte die Sängerin äußerst einfühlsam. Nach einer weiteren Pause folgten erneut britische Balladen, von recht heiter bis tiefernst. Andachtsvoll zum Abschluss "Amazing Grace". Das Publikum forderte noch zwei Zugaben ein, bei denen dann auch mitgesungen, geschunkelt und geklatscht werden konnte. Auch wenn die Füße kalt geblieben sind, die Herzen wurden erwärmt und die Sonne schickte zwischendurch ihre Strahlen durch das bunte Butzenglas. 650 Euro an Eintrittsgeldern brachte das Konzert ein. Der Veranstalter, die "Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen", wird das Geld in den Schutz der Grundmauern der Kreuzkirche Wittekindsberg investieren.
Text und Fotos: Andrea Gerecke
© Mindener Tageblatt 2010