Porta Westfalica-Barkhausen (wk). Wieder einmal wurde die Margarethenkapelle auf dem Wittekindsberg dank der „Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen“ aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Zwei junge talentierte Musiker der Hochschule für Musik in Detmold gastierten am Sonntagm it einem ungewöhnlichen und hörenswerten Programm. Hörenswert, weil beide ihr Instrument, die Querflöte, virtuos beherrschen und – basierend auf dieser Voraussetzung – musikalisch gut harmonierten. Ungewöhnlich war die andere Kombination, nämlich Stimme(Bariton)und Querflöte. Dazu hatte Stefan Andelkovic existierende Bearbeitungen von Opernarien Mozarts für zwei Querflöten noch einmal für diese ungewöhnliche Kombination angepasst. Die Interpretation war auf Genuss angelegt; gelegentlich wäre bei Telemanns Sonaten für zwei Flöten eine prägnantere Herausarbeitung der typisch barocken Stilmittel (beispielsweise Synkopen) wünschenswert gewesen, und auch Phrasenenden waren nicht immer ausmusiziert. Andererseits waren beide eines zauberhaften Pianos mächtig; diese leisen Töne sauber auf einer Querflöte zu intonieren ist schwierig. Ihre solistischen Fähigkeiten konnte Angela Andolschek bei Telemanns Fantasien für Flöte solo noch deutlicher unter Beweis stellen. Gesanglich gestaltete Linien, geschmackvoll modulierte Tongebung und herausgearbeitete Kontraste ließen kaum Wünsche offen. Lediglich die latente Zweistimmigkeit hätte deutlicher herausgearbeitet werden können. Von J.S. Bach kamen Ausschnitte aus seiner berühmten h-Moll-Suite als Duette zu Gehör: Die Polonaise war adäquat tänzerisch angelegt, die Badinerie virtuos effektvoll interpretiert. Die Arienbearbeitungen (Mozarts „Don Giovanni“ und „Die Zauberflöte“) stellen eine Repertoirebereicherung dar. Die berühmten Arien des Titelhelden sowie Leporellos „Register“-Arie wurden klangschön und angemessen zurückhaltend in der szenischen Darstellung gesungen. Wegen der Beschränkung auf die – höchst anspruchsvolle –Flötenbegleitung war hier Mozarts musikalischer Witz besonders deutlich hörbar. Stefan Andelkovics Stimme ist – bis auf einige Spitzentöne – gut geführt und eher lyrisch als heldenhaft. Der metallische Glanz, der die eigentliche Faszination bei einem Sänger ausmacht, ist ebenfalls vorhanden. Schade war im zweiten Programmteil, dass er sich beiden bekannten Papageno-Arien (eigentlich sind es ja Lieder) mehrfach mit den Einsätzen vertat – teilweise ausgewetzt durch die Wiederholung von „Ein Mädchen oder Weibchen“ als Zugabe. In diesen Buffo-Stücken, aber auch in Figaros Arie „Non più andrai“ hätte der Fokus allerdings weniger auf dem Wohlklang und mehr auf dem Inhalt liegen können. Mozarts berühmte Klaviersonate KV 331 eignet sich hervorragend für eine Bearbeitung für zwei Melodieinstrumente. Die beiden ausgewählten Sätze (Andante und „Türkischer Marsch“) sind melodiegeprägt. Bewundernswert hier wieder die quasi selbstverständliche Virtuosität, mit der z.B. die Arpeggien der „linken“ Hand flink auf der Flöte umgesetzt wurden. Eigentlich wäre das ein gutes Ende gewesen, aber die thematische Klammer „Telemann“ sollte wohl geschlossen werden mit der Sonate D Dur. Das war kein Verlust, aber nahm dem Gesamtkonzept etwas den Schwung. Zwei Zugaben mit bereits gehörten Stücken rundeten das stimmungsvolle Konzert in der Margarethenkapelle ab.
Copyright © Mindener Tageblatt 2019 • Nr. 139,18. Juni 2019