Unser Vereinsmitglied Jürgen Schünemann ist am 30.10.2024 im Alter von 85 Jahren gestorben. Er trat der damals noch jungen Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen e.V. 1997 bei, nachdem er die Ausgrabungen der Kreuzkirche auf dem Wittekindsberg kennen gelernt hatte. Ganz offensichtlich war er von diesem archäologischen Befund so fasziniert und von seiner kulturhistorischen Bedeutung so überzeugt, dass er sich fortan mit großem Engagement und Überzeugungskraft für den sichtbaren Erhalt der Grundmauern der Kreuzkirche einsetzte.
Die historischen Fundament- und Mauerreste der Kreuzkirche sind mit Lehmmörtel gebunden, so dass sie nach der Ausgrabung stark unter Witterungseinflüssen litten. Zur Erhaltung des Denkmals waren deshalb umgehend Sicherungsmaßnahmen notwendig geworden. Aufgrund der Initiative des Kreises Minden-Lübbecke und der Städte Minden und Porta Westfalica setzte sich die Idee eines Schutzbaus durch, um die Mauern der Kreuzkirche zukünftig für Besucher und nachfolgende wissenschaftliche Untersuchungen sichtbar und zugänglich zu erhalten. Dieser Idee schloss sich Jürgen Schünemann mit Begeisterung und großer Tatkraft an.
Der besondere Verdienst von Jürgen Schünemann bei der Realisierung des Projektes ist vor allem in seiner unermüdlichen und erfolgreichen Suche nach Sponsoren zu sehen, wobei er die guten Kontakte seiner früheren Berufstätigkeit in besonderer Weise für die Sache einsetzte. Mit seiner liebenswürdigen und kollegialen Art überzeugte er zahlreiche Spender, sich für dieses Projekt zu engagieren. Im Jahr 2003 war es so weit: Der erste Bauabschnitt des Schutzbaus konnte feierlich eingeweiht werden. Darüber hinaus sorgte Schünemann für eine überzeugende Öffentlichkeitsarbeit, die die Kreuzkirche und den Wittekindsberg nachhaltig im Bewusstsein der Bevölkerung verankerte. Er hat damit einen besonderen Beitrag zur Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Region geleistet.
Auch die Realisierung des Umgangs um das Gebäude, einer Empore und der behindertengerechten Zuwegung geht auf die Initiative von Jürgen Schünemann zurück. Seine guten Kontakte zur Bezirksregierung in Detmold ebneten den Weg für einen erfolgreichen Förderantrag an die Nordrhein-Westfalen-Stiftung. Nach 10-jähriger Bauzeit war die Fertigstellung des Schutzbaus vollbracht.
Aber auch Rückschläge konnten seinen Elan nicht bremsen. So scheiterte der Plan, auf dem Wittekindsberg einen archäologisch-historischen Park mit der Kreuzkirche als Mittelpunkt zu errichten, an vielfältigen Bedenken und Einsprüchen der Waldeigentümer und der Forstbehörde.
Um „seinen“ Wittekindsberg und „seine“ Kreuzkirche weiterhin im Gespräch zu halten, betreute er ab 2001 als Beisitzer im Vorstand der Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen und Projektleiter für die Kreuzkirche und Margarethenkapelle mit einigen Vereinsmitgliedern aus der Region Minden diesen Bau in jeder Hinsicht. Angefangen mit dem Reinigen der Gläser, der Instandhaltung des Grünstückes bis hin zu Führungen rund um die Kreuzkirche reichte ihr Betätigungsfeld. Darüber hinaus organisierte Jürgen Schünemann in Kooperation mit der Hochschule für Musik Detmold und der Hochschule für Kirchenmusik Herford vielbeachtete Konzerte mit jungen Musikern in der Margarethenkapelle. Ebenso gelang es ihm, das Literatur- und Musikfestival „Wege durch das Land“ für eine Lesung in der Kreuzkirche zu gewinnen. Damit erreichte er eine breite Öffentlichkeit und begeisterte viele Menschen für die Geschichte des Wittekindsberges.
Für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten nicht nur für den Wittekindsberg sondern auch im Reitsport, einer weiteren großen Passion von Jürgen Schünemann, hat die damalige Regierungspräsidentin des RP Detmold, Marianne Tomann-Stahl, ihm das Bundesverdienstkreuz überreicht.
Ohne den ehrenamtlichen Einsatz von Jürgen Schünemann wäre die sichtbare Erhaltung der Kreuzkirche und die Errichtung des Schutzbaus nicht zu leisten gewesen. Seinem Ideenreichtum, seiner Initiative und seinem unerschütterlichen Optimismus ist es zu verdanken, dass der Wittekindsberg mit seinen vielfältigen kulturhistorischen Denkmälern bis heute viel Aufmerksamkeit und Anerkennung erfährt und darüber hinaus als ein beliebtes und viel besuchtes Ausflugsziel sowohl für Einheimische als auch für Touristen erschlossen ist. Die Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen hat mit dem Tod von Jürgen Schünemann ein wichtiges und überaus engagiertes Mitglied und ich einen sehr guten Freund verloren.
Werner Best