Wer die Menschenmenge meiden möchte, die sich seit Eröffnung des neuen Informations- und Gastronomiezentrums am Kaiser-Wilhelm-Denkmal konzentriert, dem sei eine Wanderung auf den Kamm des Wittekindsbergs empfohlen. Hinter dem Denkmal geht es nach oben. Nach etwa 45 Minuten erreicht man nicht nur die historische Gaststätte „Berghotel Wittekindsburg“, sondern auch das gleichnamige Kulturdenkmal, Reste einer ausgedehnten eisenzeitlichen Burganlage. Wälle und das sogenannte Häverstädter Tor sind sichtbare Geschichtsspuren, die beweisen, dass man schon vor über 2.300 Jahren die Lage oberhalb der Weser zu schätzen wusste und dass es Gründe gab, hier eine Befestigung zu errichten.
Viele kennen die Sage von der Begegnung Widukinds und Karls des Großen hier oben auf dem Berg; dafür ließen sich aber bei mehreren archäologischen Forschungskampagnen kein Belege finden. Erst im 9./10. Jh. wurde die Befestigung wieder genutzt und weiter ausgebaut. Im Jahr 993 wird von einer frommen Klausnerin namens Thetwif berichtet, die hier mit einigen weiteren Nonnen lebte. Mit den Grundrissen der Kreuzkirche, die heute unter einem von der GeFAO e.V. errichteten gläsernen Schutzbau zu sehen sind, wird eine außergewöhnliche sakrale Architektur dieser Zeit sichtbar. Gräber im Inneren von einer erwachsenen Frau und vier Kindern geben den Archäologen Rätsel auf. Handelt es sich bei der Frau um Thetwif? In welcher Beziehung stehen die Kinder etwas zu dieser Frau?
Rolf Plöger, Mitglied der Altertumskommission für Westfalen, die sich seit über 100 Jahren der Erforschung westfälischer Burgen widmet, hat die erneute Überarbeitung des Heftes zur Wittekindsburg übernommen, Altgrabungen ausgewertet und diese um den neuesten Forschungsergebnissen erweitert. Die Kapitel über die geografische Lage der Burg, die Beschreibung der Wälle, besonderer archäologische Befunde z. B. zur Kreuzkirche und archäologische Rekonstruktionen machen das Heft zu einem informativen Begleiter für den Besucher der Wittekindsburg. Es gibt viele Geheimnisse auf dem Wittekindsberg und viele Spuren aus der bewegten Geschichte zu entdecken.
Rolf Plöger, Die Wittekindsburg an der Porta Westfalica, Kreis Minden-Lübbecke. Frühe Burgen in Westfalen, Heft 11, 3. Auflage, 36 Seiten, 27 Abbildungen, ISSN 0939-4745
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Neuauflage: Die Wittekindsburg. Frühe Burgen in Westfalen 11
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