Porta Westfalica-Barkhausen (lbg) Für König Friedrich Wilhelm IV. wurde im Sommer 1842 eigens eine Schneise in den Buchenwald geschlagen. So konnte Seine Majestät die Margarethenkapelle gut erreichen, wo er in dem frisch renovierten Kirchenbau an einer Feierstunde teilnahm. Zu Fuß hatte er sich aufgemacht, den Wittekindsberg zu besteigen, angesichts des kolportierten Sonnenscheins an diesem Augusttag ein durchaus vergnügliches Unterfangen.
Heute ist der Fußweg hinauf zur Wittekindsburg, Kapelle und Kreuzkirche eher eine Option für sportlich Ambitionierte. Die Veranstalter der Konzertreihe richten kurzerhand einen eigenen Shuttle-Verkehr ein. Und so finden dem grassierenden WM-Fieber zum Trotz gut 50 Besucher den Weg hinauf zur etwas versteckt gelegenen Margarethenkapelle. Die unklaren Zufahrts- und Parkmöglichkeiten hier oben findet Hans-Helmut Preusse von der veranstaltenden „Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen“ (GeFAO) ziemlich chaotisch. Als Königsweg empfiehlt sich da ein schöner Sonntagsspaziergang.
Die kleine Kapelle stammt aus dem 13. Jahrhundert. Den schlichten Innenraum mit kleinem Altar, großem Holzkreuz und bunten Glasfenstern haben die Veranstalter mit Sonnenblumen und Lavendel geschmückt, Kerzenlicht bietet ein festliches Ambiente.
Bis zu 70 Besuchern haben hier Platz, die Akustik mit dem starken Hall ist eine Herausforderung. Die fünf Musiker vom Jazzensemble der Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten sind froh, dass die Bänke gut besetzt sind. Das dämmt den Halleffekt, der intime Kirchenraum bietet ein eindringliches Klangerlebnis. „Ich swing mit Dir mit Herz und Mund“ betiteln die Musiker ihr Programm. Dazu zählen einige Jazz-Klassiker von Miles Davis und Richard Rogers, aber auch Kirchenlieder zum Mitsingen. „Wir machen mal ein bisschen Jazz“, lautet das Motto des Quintetts, das den Spaß am gemeinsamen Musizieren an diesem Sonntag äußerst entspannt rüberbringt.
Es ist das zweite Konzert in der kleinen Veranstaltungsreihe, die der Verein hier oben auf die Beine stellt. Die Margarethenkapelle im sommerlichen Wiehengebirgswald bietet eine eigentümliche und faszinierende Ausstrahlung. Es ist das Zusammenspiel von Livemusik, meditativem Kirchenraum, Naturerlebnis und archäologischen Fundstücken, das den Ausflug hierher so spannend macht. Positive Effekte erhofft sich die GeFAO vom neuen Besucherzentrum am Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Doch bis dahin gibt es noch viel zu tun: Angefangen von den Parkplatzangeboten samt Shuttlebus über die Auszeichnung der Wanderwege bis hin zu einer koordinierten Darstellung sämtlicher Angebote auf dem Höhenzug.
Es macht den Charme der Margarethenkapelle aus, dass sich dieses Kleinod ein wenig wegduckt im Walde. Mit einem Ambiente wie gemacht für einen verträumten Sonntagnachmittag, der ein wenig aus der Zeit fällt.
„Summertime – and the Living is easy“, so beschließt das Jazzensemble sein Programm. Die nächste Gelegenheit für ein außergewöhnliches Konzerterlebnis bietet sich am Sonntag, 2. September ab 15 Uhr. Der improvisierte Shuttle-Verkehr den Berg hinauf dürfte bis dahin durch ein öffentliches Angebot geregelt sein.
Andreas Laubig am 19.06.2018
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Verträumter Nachmittag mit viel Musik auf dem Wittekindsberg
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