Mensch und Umwelt an der Emscher. Die römisch-kaiserzeitliche Siedlung von Castrop-Rauxel-Ickern
Vortrag im Rahmen der Archäologischen Landesausstellung NRW – Grenzüberschreitung am Limes, im Lippischen Landesmuseum Detmold, am Donnerstag, dem 27. Januar, um 19 Uhr
Eintritt frei. Anmeldung: 05231 99250 oder shop@lippisches-landesmuseum.de
Bei dieser Veranstaltung gilt die 2G-Regel, also entweder vollständig geimpft oder genesen. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren brauchen keinen Nachweis.
Im Norden Castrop-Rauxels liegt der bevölkerungsreichste Ortsteil der Stadt – Ickern. Urkundlich erwähnt wurde der Ort an der Emscher das erste Mal im Jahr 1220. Seine Besiedlung beginnt allerdings viel früher. Das belegen archäologische Funde, die ältesten stammen aus der Eisenzeit, die meisten aus dem 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr., also aus der römischen Kaiserzeit. Die Römer bezeichneten die dort lebenden Menschen als „Germanen“, eine Fremdbenennung, da die Menschen damals sich weder so nannten, noch als ein einheitliches Volk sahen. Dennoch hat die Bezeichnung sich fälschlicherweise durchgesetzt, ebenso wie die Annahme, die damaligen „Germanen“ wären ein Stamm wilder Krieger gewesen, involviert in ständige militärische Auseinandersetzungen mit den Römern.
Die archäologischen Funde liefern jedoch neue und spannende Einblicke. Die Römer und die sogenannten „Germanen“ lebten in einer vorwiegend friedlichen Koexistenz, betrieben Handel und einen regen interkulturellen Austausch. In Ickern lebten vermutlich ganz normale Bauersleute, die auch Handel getrieben haben. Die Archäologen haben Spuren vieler Häuser gefunden, doch war dies kein großes, zusammenhängendes Dorf, sondern jeweils zwei größere Wohnhäuser plus Nebengebäude, die hier standen. Sobald der Siedlungsort unfruchtbar geworden war, zogen die Bewohner weiter. Funde belegen, dass vor allem Gerste und Hirse angebaut wurden. Einzelne Nachweise gibt es für Walnuss und Esskastanie, Pflanzen die erst mit den Römern in die Gebiete nördlich der Alpen gelangten. Auf einen Handel mit den Römern lassen auch andere Funde schließen, wie etwa ein Bronzegefäß mit einer Pfauendarstellung, einem Tier, das den Einheimischen zu dem Zeitpunkt noch unbekannt war. Auch wurde römisches Metall eingeschmolzen, um daraus neue Gegenstände herzustellen. Eine frühe Form des Recyclings, allerdings nicht vom heutigen Umweltbewusstsein geprägt, sondern eher pragmatisch. Und, was die Germanen nicht mehr brauchten, haben sie einfach in den Fluss geschmissen - Ein Glücksfall für Archäologen, denn viele Funde stammen aus dem damaligen Flussbett der Emscher.
Der Archäologe Dr. Jürgen Pape arbeitet seit vielen Jahren für die LWL-Archäologie in Westfalen und ist bestens mit der Auswertung von vorgeschichtlichem Fundmaterial vertraut. (MZ)
Die Teilnahme am Vortrag ist kostenlos. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird eine vorherige
Anmeldung empfohlen. Bei dieser Veranstaltung gilt die 3G Regel.